Einleitung

“Do you know what leadership means, Lord Snow? It means that the person in charge gets second guessed by every clever little twat with a mouth.”

Alliser Thorne zu Jon Snow, S04E09,

Game of Thrones präsentiert uns Menschen in unsicheren Zeiten. Ich analysiere, wie die Anführer mit sich selbst kämpfen, mit ihren Entscheidungen und ihren Anhängern und uns dabei Lehren für Führung von heute geben können. Die düstere Erfolgsserie von David Benioff und D. B. Weiss auf HBO, die auf der Romanreihe „A Song of Ice and Fire“ („Das Lied von Eis und Feuer“) von George R. R. Martin basiert, spielt in einer mittelalterlichen Fantasy-Welt und führt uns anschaulich wohlbekannte Führungsbilder vor: charismatische, authentische, maskuline und mütterliche Führungspersonen werden konstruiert und wieder demontiert. Hände, Penisse und Köpfe werden abgetrennt. So zelebriert die Serie auch die Macht derjenigen, die folgen oder sich entscheiden, nicht zu folgen. Menschen verlangen Führung auf der einen Seite, stehen ihr auf der anderen Seite aber auch sehr ambivalent und kritisch gegenüber.

Führung ist eine wackelige Dauerpartie und auch Publikumsliebling Jon Snow erhält vor seiner ersten Führungsposition als Lord Kommandant der Nachtwache eine entsprechende Warnung von dem erfahrenen Alliser Thorne, die man dem einführenden Zitat entnehmen kann. Die Position ganz oben bedeutet nicht dauerhafte Macht. Vielmehr wird die Führungsperson permanent hinterfragt und infrage gestellt. Soweit, so schwierig, wenn jeder unverschämte Depp („clever little twat“) über einen urteilt – und bei fortwährendem Missfallen auch mal zum Messer greift. Das durfte Jon Snow dann später ganz unmittelbar erfahren, als eine Gruppe Abtrünniger ihn nachts im Schneetreiben erst beschimpft und dann erdolcht. In die Narration von Game of Thrones ist eine Vorstellung von Führung eingeflossen, die Führung als sozialen Prozess beschreibt, der von Leadern und Followern gemeinsam gestaltet und ko-kreiert wird (Uhl-Bien et al., 2014). Man kann sich nie sicher sein, fest auf dem Thron zu sitzen. Die Serie konstruiert fortlaufend Leader und demontiert diese immer wieder. Nach dem König ist vor dem König!

Game of Thrones zeigt anthropologische Konstanten und Kulturtypen, die wir alle kennen. Den wohlwollenden Patriarchen (Eddard Stark), den privilegierten Sohn vom Chef (Robb Stark), die engagierte Mutter (Catelyn Stark), die einsame Königin (Cersei Lennister), den Anführer wider Willen (Jon Snow), den Kommandanten (Tywin Lennister), die blonde Powerfrau (Daenerys Targaryen) und viele andere. Diese Typen lassen sich in Korrespondenz zu Modellen der Leadership-Forschung bringen. Das diskutiere ich im Folgenden in Rückgriff auf mein Buch zum Thema. Obwohl die Serie von der Form her weit entfernt von unserem Leben erscheint, steht sie in einem konzeptuellen Bezug zu der Gegenwart, in der wir leben. In der Serie als vielstimmiges, kreatives Produkt, oder psychoanalytisch als sozialer Traum, sind Vorstellungen von Führung geronnen, die nicht nur imaginär oder theoretisch existieren, sondern implizite Theorien darstellen und real unter uns sind.

Die Leader in Game of Thrones sind Helden, wie man sie nicht im Lehrbuch, sondern im Leben und ganz deutlich in populärer Kultur finden kann: Sie sind beileibe nicht perfekt, stehen unter einem enormen Druck („Winter is coming!“), ihre Ziele zu erreichen. Das entspricht unserer heutigen Welt, in der Führungspersonen Entscheidungen unter großer Unsicherheit im Angesicht unberechenbarer Umstände (Covid-19, Weltkonjunktur, Krisenherde) und mit ungewissem Ausgang treffen müssen. In Game of Thrones funktioniert die Strategie manchmal, aber oft greifen die Anführer spektakulär daneben! Wer sich auf die Erzählung einlässt, kann bewundernswerte Stärken und peinlichste Schwächen einmal ganz offen ausgespielt erleben. Die Forschung und Praxis der Managementausbildung und -weiterbildung hat sich bereits oft der klassischen Literatur, dem Theater, der Kunst, sowie verschiedensten Film- und TV-Produkten zugewandt (Biehl-Missal, 2011), weil sie (zwischen-)menschliche Komplexität von Führung und ethische und moralische Fragen ganz anders illustriert als Lehrbücher mit blutleeren Modellen und Matrizen und oberflächlichen Fallstudien. Es geht hier aber nicht nur um rationales Nachvollziehen, sondern die Zuschauer können mitfühlen, Mechanismen von Führung und Folgen auch mit dem Empfinden gewahr werden. Nicht zuletzt entfaltet sich Führung nicht nur im Kopf, sondern auch in der Empfindung und sinnlichen Wahrnehmung zwischen den Menschen.

Wie Anführer an ihren Gefolgsleuten scheitern

Führungspersonen müssen Antennen für ihre Umwelt und ihre Gefolgsleute beweisen – ansonsten scheitern sie. Das zeigt uns gleich zu Anfang der wohlwollende Patriarch Lord Eddard (Ned) Stark von Winterfell, Wächter des Nordens. Er verkörpert Ehrlichkeit und Echtheit im durchtriebenen Ränkespiel in Game of Thrones wie kein anderer. Sein Outfit: grobes Leder, viel Pelz, unprätentiöse Zopffrisur, herb, männlich, ehrlich. Die Haltung des tragenden Protagonisten der ersten Staffel: genau so – bis er grausam und ehrlos stirbt. Vor der Bevölkerung in der südlichen Hauptstadt im Beisein seiner beiden Töchter wird er vom Henker des durchgedrehten Teenager-Königs Joffrey Baratheon geköpft. Millionen Zuschauer, die Ned als Held der Serie, als sympathische Führungsfigur identifiziert hatten, bleiben ratlos zurück. Und empört. Und verunsichert, denn wir alle erkannten: auch Gut sein schützt vorm Scheitern nicht.

Es fing gut an mit Stark, der gleich in der ersten Folge sein Selbstverständnis performativ umsetzte: „Der Mann, der das Urteil spricht, sollte auch selbst das Schwert schwingen.“ („He who passes the sentence should swing the sword.“) Draußen im Norden wird ein junger Grenzer der Nachtwache aufgegriffen und vorgeführt, Ned erledigt den Deserteur und Eidesbrecher ruhig und würdevoll. Das ist Verantwortung, Ehre, Haltung.

Das Unangenehme selbst erledigen. Anführer Ned Stark legt die moralische Latte hoch – aber das interessiert die Konkurrenten im Süden wenig. Sie haben eigene Regeln.

Der stolze Wächter des Nordens wird am Ende dieser Staffel vom jungen König Joffrey in Königsmund ganz spontan zum Tode verurteilt, und vom Scharfrichter Ser Ilyn Payn mit schwarzer Henkersmütze und ohne Würdigung („Give me his head!“) geköpft. Generell wird Tötung durch Anführer wesentlich bequemer exekutiert, i.e. delegiert, beispielsweise an monsterhafte Leibwächter (Cersei Lennister) oder bösartige Drachen (Daenerys Targaryen: „Dracarys!“). Der Kontrast könnte nicht größer sein. Zerzaust, in abgerockter Lederuniform ohne Machtattribute wie Pelze und Schwert steht Ned Stark verloren vor der grölenden Masse im Süden. Das Grün des Nordens ist dem Braun des Südens gewichen – der Film lässt uns spüren, dass die Person ihrem natürlichen Umfeld entrissen ist und ihm die Unterstützung fehlt, wenn er schließlich dort scheitert. Im Vergleich der Szenen blickt die Kamera von unten auf ihn, zeigt seine Töchter als unfreiwillige und traumatisierte Beobachter, die Stimme klingt dünn, die Haltung ist zusammengesunken.

Was lief denn so schrecklich falsch, wo Ned doch so überzeugend wünschenswerte Attribute eines Anführers verkörperte? Er ist nicht trotz seiner Authentizität, seiner Moral, seiner Stärke und so weiter gescheitert, sondern wegen ihr. Lord Varys sagt einst zu ihm, er sei ein ehrlicher und ehrenhafter Mann: „Ich bin so wenigen davon in meinem Leben begegnet. Wenn ich sehe, was Ehrlichkeit und Ehre Euch gebracht haben, verstehe ich, wieso.” Die bloße Verkörperung gelingt Stark äußerst überzeugend, allerdings ist die Figur wenig überzeugend auf dem Hin und Her der Beziehungsebene. Eine Führungsperson sollte ihre ästhetische Wahrnehmung einsetzen, um mit der Situation umzugehen. Dazu gehört die kritische Reflexion des eigenen Selbst einschließlich der eigenen Schwächen und das Verständnis von und die Beziehung zum jeweiligen Umfeld, in welchen die Person handeln muss (Gardner et al., 2011: 1142). Diese relationale Seite ist wesentlich für erfolgreiche Führung, wird aber oft übersehen, da man tendenziell annimmt, es ginge nur um die Attribute der Führungsperson und die Person selbst. Die Serie zeigt hingegen, dass es um die Interaktion zwischen den Menschen geht.

Cersei Lennister hatte Ned Stark im Garten in der Hauptstadt unter nur scheinbar friedlichem Vogelgezwitscher mit trügerischem Lächeln schon gewarnt, er möge besser heimgehen „The South doesn’t seem to agree with you“. Mit ihrem dort geäußerten bekannten Ausspruch: „You win or you die. There is no middle ground“ machte sie klar, dass sie ein Power-Over-Typ ist, der mit harten Mitteln kämpft.

Cersei Lennister kann mit Pflichterfüllung und Loyalität nichts anfangen, sondern hat ihre eigenen Spielregeln.

Erste Vorgespräche mit der unterkühlten Cersei hätten den Wächter des Nordens bereits darauf hinweisen können, dass sie in verschiedenen Welten leben. Eddard besticht durch seinen dicken Akzent, impulsive Körperlichkeit, derbe Lederkleidung und einen expressiven Gesichtsausdruck. Die Serie als filmisches Werk vermittelt uns diese ästhetische und sinnlich wahrnehmbare Ebene. Ned wird in der englischen Originalversion mit starker nordenglischer Aussprache dargestellt, die sich stark von der geschliffenen Aussprache der so genannten „Received Pronounciation“ abgrenzt. In der südlichen Hauptstadt ist der Held aus dem Norden von der Sprachmelodie komplett isoliert von den Prestige Accents, dem Oberklasse-Englisch der Lennister-Familie, von Varys, Petyr Baelish und den anderen Akteuren. Die soziale Elite verhält sich auch anders. Das zeigt sich gleich im Zusammentreffen mit dem Bruder Cerseis, Jamie Lennister als Hauptmann der Wachen, der sich herausgeputzt und ohne Kratzer an der goldenen Rüstung mit dem Mann aus dem Norden aufmerksam beschnüffelt. „Thank the Gods you’re here, Stark. About time we had some stern Northern leadership!“ – Auf derlei Spitzen reagiert Ned nur mit Ablehnung, anstatt die Ablehnung ernst zu nehmen.

Die moralischen Werte des Tugendhaften sind nicht die der Königin, deren Loyalität zum König bröckelt. Eine Führungsperson muss erkennen, dass andere Personen andere Werte haben, und mit ihnen umgehen. Eddard jedoch trägt seine Moral wie eine Rüstung, durch die keine Informationen dringen. So erklärte ihm einst Petyr Baelish aka „Kleinfinger“, der sich mit seinen feinen Antennen für Stimmungen über viele Staffeln hinwegrettete: „You wear your honor like a suit of armor, Stark. You think it keeps you safe, but all it does is weigh you down and make it hard for you to move.“ Cersei berichtet noch von der Kränkung durch den König – den sie kurz später vergiften lässt – der in der ersten gemeinsamen Nacht den Namen seiner Geliebten ausrief. Eddard kann damit nichts anfangen, er setzt auf Plichten und nicht auf Urteil: Wenn mächtige Männer betrunken falsche Namen beim Sex nennen oder uneheliche Bastarde zeugen, ist das qua Status deren gutes Recht und keine Gefühlssache. Basta. Der Mann aus dem Norden ist der „strong silent type“, der als populärkulturelle Trope in den Medien zirkuliert und regelmäßig am eigenen Männerklischee scheitertet (man siehe Tony von „The Sopranos“ oder Don Draper von „Mad Men“).

Eddard sieht die Beziehungsebene nicht. Zwar ist „der Mensch dem Menschen ein Wolf“, aber ironischerweise ist gerade der Mann, dessen Banner den Wolf zeigt, als einziger dem anderen Menschen kein Wolf. Dieser Ansatz geht weg von der essentialistischen Sicht, die auf das wahre innere Selbst setzt, hin zu einer interaktionistischen Sicht oder relationalen Sicht auf Führung. Diese betont, dass die Konstruktion des Selbst ein Prozess in der Interaktion und im Austausch mit anderen ist, durch Erzählung, Sprache und Handeln. Es geht also nicht darum, nur in sich selbst hineinzuhören, sondern mit anderen zu interagieren und dabei seine eigene Position zu finden. Hier hätte Stark sozusagen seine ästhetische Kompetenz benutzen sollen.

Auch liegt Cersei falsch, denn erfolgreiche Führung hängt nicht an einer Einzelperson, die gewinnt oder verliert („win or die“), sondern entfaltet sich üblicherweise genau in diesem Zwischenraum („middle ground“), den die Forschung als „space in-between leaders and followers“ beschreibt (Ladkin, 2010: 59). Cersei findet sich zu Ende der sechsten Staffel auf dem Thron, und antizipiert dort mit versteinertem Gesicht ihre Grenzen. Umgeben vom wenig begeisterten Volk, beziehungslos, in einem rüstungsähnlichen, hochgeschlossenen Gewand, ist sie ein Sinnbild des vereinsamten Leaders. Auch sie gewinnt das Spiel der Throne schlussendlich nicht.

Die Beziehung zu den Gefolgsleuten bröckelt selbst bei der charismatischen Führungsfigur Daenerys. Sie setzt auf Distanz und Mystifizierung, die der Verehrung des Volkes zunächst viel Raum gibt. Beim ersten Zusammentreffen mit Jon Snow wird sie vorgestellt als „Daenerys Stormborn of House Targaryen, rightful heir to the Iron Throne, rightful Queen of the Andals and the First Men, Protector of the Seven Kingdoms, the Mother of Dragons, the Khaleesi of the Great Grass Sea, the Unburnt, the Breaker of Chains.“ Regelmäßig inszeniert sie sich mit bekannten Impression Management-Techniken, vom Rücken der Drachen herab, im Aschregen auf Treppen, aber stößt zuletzt an ihre Grenzen, denn die Follower wenden sich ab.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Ein Modell der charismatischen Inszenierung: Daenerys, Mutter der Drachen, Khaleesi des großen Grasmeeres und der Unverbrannten sowie Sprengerin der Ketten, und so weiter, spricht kulturhistorisch schlüssig aus der Distanz heraus mit klassischem Machtattribut des Drachen (statt Ross oder Löwe). (S06E06)

In ihrer letzten großen Battle-Speech erklärt sie, dass der Krieg noch nicht zu Ende sei, und sie gemeinsam mit ihrer Armee die Menschen auf der Welt befreien wolle. Zuvor hatte sie noch ganz im „Flow“ des Kampfes Tausende Kinder und unbescholtene Bürger mit ihrem Drachen getötet, was ihre Gefolgsleute nicht mehr gutheißen. Die Rede klingt auch für das globale Publikum nach totalitärer Kriegsführung (Kommentar unter dem Video: „Jesus they had her looking like some medieval Adolf Hitler there she might as well have been speaking German“). Hier zeigt sich, dass Macht selbst zur Inszenierung werden kann, was Walter Benjamin in Bezug auf die Aura und den Faschismus beschrieben hatte. Menschliche Verhältnisse werden nicht weiterentwickelt oder verändert, sondern lediglich sinnlich aufgeladen. Für die Massen – oder in diesem Beispiel für Daenerys selbst und ihre verbleibenden Zuschauer – ersetzt der inszenierte Ausdruck die charismatische Führung, die eigentlich den Menschen Freiheit bringen sollte. Was zurückbleibt ist die inszenierte Hülle, die sich aber als groteske faschistoide Fratze zeigt, und schließlich in sich zusammenbricht.

Die Beziehung zu ihren Anhängern leidet und damit bröckelt das relationale Konstrukt von Führung selbst. Ihr Berater Tyrion reißt sich wortlos die Anstecknadel mit der goldenen Hand („Hand oft he Queen“) vom Revers und wirft sie die beschädigten Treppen hinunter, wo sie nach zweimaligem Aufprallen im Staub liegen bleibt. Mit vor Zorn verzerrtem Gesicht befiehlt Daenerys, ihn abzuführen. Jon Snow sieht fassungslos zu. Er wird Daenerys wenig später vor dem Eisernen Thron einen Dolch in das Herz stechen. Ganz ähnlich ermordeten ihn einst seine abtrünnigen Gefolgsleute. Den symbolischen Rahmen bildet im Film der zerstörte Thronsaal: Wenn Anhänger nicht mehr dabei sind, bricht Führung in sich zusammen. Alles wird Asche.

Fazit

Gerade Game of Thrones zeigt personalisierende Nahaufnahmen, gut ausgeleuchtete Selbstzerstörung und ausführliche Auseinandersetzungen mit den früher oder später doch immer zweifelnden Anhängern. Starke Führungspersonen werden permanent aufgebaut und dann wieder – oft überraschend – dekonstruiert. Erfolgreiche Führung hängt nicht ab von persönlichen Attributen wie Intelligenz als individuelle Fähigkeit, Charisma als vermeintlicher Gnadengabe, sozialem und symbolischen inkorporiertem Kapital oder verkörperter männlicher Sexualität. Führung ist kein Objekt, das einer Person gehört, sondern wird zwischen Menschen verhandelt – und dies permanent und ohne Unterlass. Die Nachricht an das Publikum: Es gibt nicht einen, der führt, und andere, die folgen. Vielmehr verhandeln Menschen ihre Machtverhältnisse beständig.

Tatsächlich hat es auch in der Forschung viele Jahrzehnte gedauert, bis der Gedanke ernst genommen wurde, dass es keine Führung ohne Anhänger oder Gefolgsleute (Follower) gibt. Wie diese beiden Parteien interagieren, ist eine komplexe und nicht einfach zu erklärende Sache.

Nach dem – freiwilligen – Abgang des letzten charismatischen und bemüht emporgehaltenen gut aussehenden Mannes, Jon Snow, serviert uns Game of Thrones eine Form von Führung, die nicht der Erwartungshaltung des Mainstream entspricht, sondern von “Cripples, bastards, and broken things“ bestritten wird. Führung gelangt zwar nicht plakativ in die Hände einer demokratischen Gesellschaft, wird aber umso feinsinniger symbolisch aufgelöst in dem Medium des Dreiäugigen Raben. Er ist jenseits von Authentizität, Kapital, Männlichkeitsklischees, Geschlechterrollen und Charisma als kollektives Gedächtnis mit allen ganz abstrakt verbunden, sitzt auf einer unspektakulären Holzbühne im Rollstuhl und lächelt unbeteiligt. Hier wird Raum geschaffen für utopische Ideen, wie Führung nicht nur zwischen einem Anführer und Anhängern verhandelt, sondern vielleicht einmal ganz anders gestaltet werden kann.

Game of Thrones gibt uns ganz im Sinne vieler künstlerischer Formate keine eindeutige Antwort. Es bleibt der Zuschauerschaft überlassen, ihre Verantwortung im Kontext von Führen und Folgen zu überdenken.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Darwinismus in der Führungsebene: Nach 73 Folgen voll blutiger Machtspiele sind die personenzentrierten Typen alle erledigt. Eine Frau (Sansa Stark) und ein gehbehinderter Mensch, der sich nicht als Mann, sondern als dreiäugigen Raben und Medium sieht (Brandon Stark), teilen sich die Königsreiche auf. (GoT, USA, S08E06, 2019, HBO, YouTube)

Biehl-Missal, B. (2011). Wirtschaftsästhetik. Wie Unternehmen die Kunst als Inspiration und Werkzeug nutzen. Wiesbaden: Gabler.

Gardner, W. L., Cogliser, C. C., Davis, K. M., & Dickens, M. P. (2011). Authentic leadership: A review of the literature and research agenda. The Leadership Quarterly 22(6): 1120-1145.

Ladkin, D. (2010). Rethinking Leadership: A New Look at Old Leadership Questions. Cheltenham: Elgar.

Uhl-Bien, M., Riggio, R., Lowe, K., & Carsten, M. (2014). Followership theory: A review and a research agenda. The Leadership Quarterly 25(1): 83-104.